Montag, 28. Dezember 2009

El espíritu no va a ningún lado sin las piernas del cuerpo, y el cuerpo no sería capaz de moverse si le faltasen las alas del espíritu.

Der Geist geht nirgends hin, ohne die Beine des Körpers. Aber der Körper ist nicht in der Lage sich zu bewegen, wenn ihm die Flügel des Geistes fehlen.



José Saramago




Nachdenken über Giselle...


Nachdenken über Giselle aus Albrecht’s Sicht, bedeutet sich an große Worte wie Ewigkeit und Sieg zu wagen.

In Giselle sind alle Figuren Verlierer und Gewinner zugleich. Die Erfahrung, die Albrecht in der imaginären Welt der Wilis macht, hilft ihm bei seiner Wiederkehr in die reale Welt, sein Schicksal besser zu verstehen. Auf dem dunklen Friedhof, in dem seine Geliebte liegt, lernt er, wie flüchtig Liebe sein kann. In der tiefen Trauer um Giselle lernt und akzeptiert Albrecht, dass Giselles Tod ihn definiert und er begreift, wer er wirklich ist. Wenn er im Dorf auf Giselle trifft, ist er ganz und gar Lebemann und trägt durch sein Verhalten Mitschuld an ihrem Tod.
Müde und in Trauer trifft er nach ihrem Tod im Kreis der Wilis wieder auf Giselle – das Opfer, dem er in die Augen schaut und sich seiner Täterschaft klar wird und daraus lernt. Vom Lebemann entwickelt er sich zur zerrissenen und nachdenklichen Person. Wer wir in Wirklichkeit sind, lernen wir früher oder später daraus, wie wir im Leben mit anderen umgehen.

Haben wir in der realen Welt nicht bereits aufgehört zu leben???

Als kreative Gesellschaft, sterben wir langsam. Nur das Imaginäre lebt.
Nur wer sich in medialen Welten outet, findet Gleichgesinnte.

Der romantische Stil lehrt uns eine einfache These: Lebe die Wirklichkeit in vollem Umfang. Das mediale und virtuelle Nichts, ist wie die Welt der Willis: magisch aber voller Gefahren.

Ihr
Gonzalo Galguera

Montag, 21. Dezember 2009

Ein Herz für Assistenten – ein Plädoyer

Das Berufsbild eines Assistenten wird gemeinhin als unspektakulär, dröge und handlangerisch erachtet. Das ist zutreffend. Dennoch – und das wird gern übersehen – haben auch Assistenten eine Daseinsberechtigung und sind hin und wieder sogar tatsächlich wichtig. Wer beispielsweise hätte Sokrates’ schlaue Gedanken für die Nachwelt erhalten sollen, wenn ihm nicht Platon als Schüler und Assistent stenographierend zur Seite gestanden hätte? Wer, wenn nicht der russische Schiedsrichterassistent Tofik Bachramow, beendete die deutschen Fußballtitelträume anno ’66 in Wembley? Und wenn ein Theaterregisseur Kaffee braucht – wer sprintet dann zum Lidl und holt Filtertüten? Richtig, der Hospitant – geschickt vom Regieassistenten.

Der Regieassistent, oft auch liebevoll Assi genannt, übernimmt in einer Theaterproduktion in etwa die Rolle, die einem Angehörigen des Nachschubbataillons in militärischen Kampfhandlungen zukommt. Er versorgt die Truppe an der Front (=Schauspieler) sowie den Feldwebel (=Regisseur) mit Nahrung, leistet moralische Aufbauarbeit, überbringt Informationen von der Heimatfront (=Künstlerisches Betriebsbüro) und vermittelt zwischen den verschiedenen Streitkräften (=Technik, Ton, Beleuchtung, Requisite), um während der Schlussoffensive (=Endproben) und für den Ausgang der Militäroperation (=Premiere) das Bestmögliche herauszuholen. Anschließend ist er für einen reibungslosen Ablauf des Friedenszustands (=Vorstellungen) verantwortlich.

Als diensthabender Regieassistent von „Der kleine Muck“ kann der Autor dieser Zeilen ein Lied von den Anstrengungen im Vorstellungsalltag singen (CD ab Mitte Januar an der Theaterkasse erhältlich). Hochrechnungen haben ergeben, dass – nachdem der Vorhang zum 26. und letzten Mal gefallen ist – 19.422 Menschen den „Kleinen Muck“ im Magdeburger Opernhaus gesehen haben werden. Das entspricht exakt der Einwohnerzahl Schwerins im Jahr 1848. Diese Zahl wiederum bezeichnet die Gesamtdauer aller 26 Aufführungen in Minuten. Statistische Auswertungen wie diese gehören ebenso zum Berufsalltag des Assistenten, wie das Kontrollieren der Bühneneinrichtung vor jeder Vorstellung und wie anschließende Kritikgespräche mit den Beteiligten auf und hinter der Bühne. Damit soll er dafür Sorge tragen, dass die Inszenierung auch nach der Abreise des Regisseurs (im Regelfall kurz nach, selten kurz vor der Premiere) noch den ursprünglich intendierten Charakter behält.

Wenn er gerade keine Vorstellungen hat, ist der Regieassistent mit Proben beschäftigt. Oder mit der Organisation von Nachtschichten. Oder mit Telefonieren. Oder mit dem Anfertigen von Probenplänen. Oder Requisitenlisten. Oder er aktualisiert Textbücher. Oder sitzt auf Dienstbesprechungen. Manchmal sieht man ihn einfach nur träumend in der Gegend herumstehen und eine Zigarette rauchen. Die Literatur berichtet von ungefähr einer Sichtung dieses Phänomens pro Spielzeit und Bundesland. Was sie dabei verschweigt: dieser Job macht auch einen Heidenspaß, meistens zumindest.

Wenn Sie also zum nächsten Mal ins Theater gehen – wie wär’s denn mit der letzten „Muck“-Vorstellung am 28. Dezember um 15 Uhr im Opernhaus oder mit der Familienkomödie „Zusammen“ (26. und 27. Dezember) im Schauspielhaus – wenn Sie also zwischen Weihnachten und Silvester das Theater Magdeburg besuchen, schauen sie doch einfach mal, ob Sie einen Regieassistenten sehen. Und wenn, dann winken Sie ihm freundlich zu, bevor Sie es sich auf Ihrem Platz bequem machen. Sie werden merken wie viel Liebe und Dankbarkeit sie für diese kleine Geste zurückbekommen.

Bis zum nächsten Mal,
Ihr Holger Radke

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Weihnachten ist grässlich! Teil 2
Weihnachtszeit, Saisonarbeit für Arbeitslose! Ein Weihnachtsmann, vermittelt vom Arbeitsamt, verdient so um die fünf Euro pro Stunde, plus Trinkgeld. Die Frage ist, wer gibt dem Weihnachtsmann Trinkgeld? Die andere Frage ist, wie geht es deiner Psyche, wenn du den ganzen Tag diesem Weihnachtsterror ausgesetzt bist? Und das über Wochen! Hektische Menschen, quälende Musik, Gerüche von Bratwurst, gebrannten Mandeln und Glühwein. Du selbst steckst in einem albernen Kostüm, der Bart juckt – Pickelalarm! – die rote Kutte ist zu schwer und zu warm, und alle Kinder erwarten von dir, dass du freundlich bist und wenn es geht, geheimnisvoll. Ich habe bisher nur einmal den Weihnachtsmann gespielt und dabei auf ganzer Linie versagt. Es war bei Freunden, deren zwei Kinder ich glücklich machen sollte. Das erste Kind hat mich erkannt, das zweite Kind hat losgeheult und während ich trösten wollte, löste sich mein Wattebart und fing über einer Kerze Flammen. Fröhliche Weihnachten!

Wenn ihr mehr über Weihnachtsmänner erfahren wollt, dann kommt am 23.Dezember ins Schauspielhaus. Dann spielen wir die herrlich schräge Komödie »Weihnachten fällt aus!« – bis dahin, seid freundlich zu Weihnachtsmännern!

Jan Jochymski

Montag, 7. Dezember 2009

Weihnachten ist grässlich!
Teil 1


Wer kennt ihn nicht, den Stress in der Vorweihnachtszeit! Geschenke kaufen, Weihnachtsfeiern überstehen und die lieben Verwandten müssen auch irgendwie bedacht sein. Also nichts mit besinnlicher Adventszeit, mit Kerzenschein und Plätzchen naschen - wenn es doch wenigstens schneien würde! Folgenden Dialog konnte ich kürzlich belauschen. Zwei junge Frauen, voll bepackt mit Weihnachtseinkäufen, stiegen in die Straßenbahn. Sagt die eine: Voll der Stress in der Stadt. Wollen wir nachher noch was machen? Antwortet die andere: Ja, lass uns was Trinken gehen, ich muss nur nach Hause und den ganzen Mist abstellen. Dachte ich mir: dass ist ja sonderbar, erst verbringen die Mädels einen Haufen Zeit mit Einkaufen, nur um dann den ganzen „Mist“ nach Hause zu bringen. Freunde der Weihnachtszeit, haltet ein! Niemand zwingt euch Geschenke zu kaufen, die eh keiner braucht. Das sinnvollste, was ihr verschenken könnt, ist eure Zeit. Ich, zum Beispiel, schenke meiner Mutter dieses Jahr Theaterkarten. Das heißt, sie kommt mich besuchen, sie schaut sich Magdeburg an, sie kann ihr Enkelchen wieder einmal sehen und noch dazu, gehen wir gemeinsam ins Theater. Was für ein kompaktes Paket! Die Hauptsache dabei ist, ich nehme mir Zeit für sie. Und ganz nebenbei, habe ich dann Ruhe bis zum nächsten Weihnachtsfest. Na ja, zu mindestens bis Ostern.

kommt gut durch den Advent,

Jan Jochymski

Montag, 30. November 2009

Und jetzt ist es auch so weit in Magdeburg – Willkommen zu unseren Blog!

Als ich zu Beginn meiner Theaterkarriere als Regieassistentin in Freiburg im Breisgau war, kam eine Dame bei einer Premierenfeier auf mich zu, und fragte mich „und was machen Sie tagsüber?“… Eine gute Frage, die ich mir selbst oft stelle, wenn mir die Stunden und Tage in einer rauschenden Geschwindigkeit davonlaufen. Die letzte Woche, zum Beispiel, fing mit einem tief ergreifenden Ereignis an: die Verlegung von vier Stolpersteinen für Familienmitglieder des neuen Ehrenbürgers der Stadt Magdeburg, Menahem Pressler, den wir gerade am Abend vorher im Opernhaus bei einem vollen und unglaublich konzentrierten Zuschauerraum am Klavier erlebt hatten. Dieses Konzert wird einer der wichtigsten Abende meines Lebens bleiben, und es war eine Ehre dabei zu sein. In den nächsten paar Tagen folgten dann ganz verschiedene Termine: ein Gespräch mit den Orchester-Vorständen über neu zu besetzende Stellen bei den Geigern und Celli, Vorsingen für einen Kontratenor (wir haben einen sehr guten gefunden), eine Besprechung im Ministerium für die Planung von „Ton angeben“ – Sachsen-Anhalt verleiht am 31. Januar im Opernhaus zum zweiten Mal einen Journalistenpreis mit anschließendem Pop-Konzert, unter der Überschrift „Gegen rechte Gewalt“, und auch, „last but not least“, eine schöne Runde mit Beatrix Franzkowiak, der Vorsitzenden des Fördervereins Theater Magdeburg, über die Verleihung des Förderpreises für junge Künstler – eine wirklich herzerwärmende jährliche Preisverleihung an drei junge Künstler der verschieden Sparten des Theaters, die dieses Jahr auf den 28. Februar 2010 fällt.

Es gehört auch zum Intendanten-Pensum, Vorstellungen anderer Theater zu besuchen, um neue Stücke zu hören und die Arbeit vieler Dirigenten, Regisseure, Sänger und Schauspieler zu erleben, sowie Gespräche mit anderen Intendanten über mögliche Koproduktionen zu führen, oder manchmal einfach andere Sichtweisen über unsere gemeinsamen Belange zu hören. So verschlug mich mein Weg nach Bern zu „Hänsel und Gretel“ und „Sweet Charity“. In letzterer Inszenierung, musste sich eine hübsche und sehr agile Hauptdarstellerin im Schlafzimmer verstecken, indem sie sich an den Gardinen hinaufzieht und sich in diese hinein wickelt – und dabei singt sie auch noch! Danach ging es weiter nach Heidelberg zum „Rigoletto“. Das Theater muss dort wegen Umbauarbeiten drei Jahre lang im Zelt spielen, aber es war sehr erfreulich zu sehen, dass das Heidelberger Publikum ganz dabei ist und das interimistische Haus füllt. Alles sehr schön, aber dann kamen Anrufe aus Magdeburg wegen eines krankheitsbedingten Vorstellungsausfall von „Heilig“ und Umbesetzungen in „Die Zauberflöte“ und „Orpheus in der Unterwelt“ – Aber wir haben hier ein großartiges Team, und es wurde alles mit Ruhe und großer Professionalität gelöst, so dass das Publikum trotz allem wieder schöne Abende im Theater verbringen konnte. Sonntag war ich dann wieder zu Hause und freute mich auf meine zwei Hunde, mit denen ich eine kurze Runde über den Weihnachtsmarkt gemacht und meinen ersten Glühwein des Jahres genossen habe. Besonders schön finde ich das Handwerk im mittelalterlichen Teil des Marktes. Dann ging es noch kurz ins Theater, um einen Akt einer sehr gelungenen Vorstellung von „Orpheus in der Unterwelt“ zu sehen. Jetzt ist es Sonntagabend, und die Woche ist endlich vorbei!

Liebe Grüße von Ihrer

Karen Stone